#2 – Tipps und Tricks gegen Lebensmittelverschwendung

Alles über Planung, Lagerung und Geschmack

Wir zeigen euch die Top 4 Gründe für das Wegwerfen mit den entsprechenden Handlungsalternativen.

1. Grund: Haltbarkeitsprobleme

Ob die Schokolade, die Tomaten und der Käse wohl noch gegessen werden können, wird sich oft gefragt. Und noch öfter wird sich aufgrund eines abgelaufenen Datums für die Tonne entschieden. Und am öftesten geschieht dies, ohne zu überprüfen, ob das Lebensmittel noch genießbar wäre. In gesamter Montur aka Verpackung werden Lebensmittel, von der Produktionsstätte, mit Zwischenstopps im Supermarkt und Küchenschrank, direkt in die Mülltonne befördert. Eigentlich doch viel zu schade um des Produktes Willen, dessen Verpackung, Ressourcen, Arbeit, Energie und Zeit, die hineingesteckt wurden.  

Deshalb geben Claudia und Caro Tipps und Tricks zur Haltbarkeit, denn so vieles ist zu gut für die Tonne. Wichtig ist hier der Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeit- und Verbrauchsdatum. Weiter geht es um das Problem mit dem Schimmel.

Schimmel verringert die Haltbarkeit eines Lebensmittels. Sollte ein Lebensmittel unabhängig vom MHD oder Verfallsdatum anfangen zu schimmeln, gilt, das betroffene Lebensmittel grundsätzlich wegzuwerfen. Der Verzehr von Schimmel kann Symptome, wie Magenverstimmungen, Unwohlsein, Erbrechen oder Durchfall auslösen. Einige Schimmelpilzarten bilden giftige Mykotoxine, die bei langfristigem Konsum Organe, wie Leber und Niere schädigen können.   

Oft ist für das Auge nicht sichtbar, wie weit sich der Schimmel bereits im Lebensmittel ausgebreitet hat. Vor allem bei wasserhaltigen Lebensmitteln, z.B. Gurken oder Tomaten, ist ein Schimmelbefall heimtückisch. Diese wasserhaltigen Produkte, sowie auch Brot, Backwaren, gekochte Speisen, Milch- und Fleischprodukte, die einzelne Schimmelstellen aufweisen, sollten komplett verworfen werden.  

Es gibt nur wenige Ausnahmen, die nach dem Wegschneiden der Schimmelstellen noch gegessen werden können.  

Dazu zählen sehr harte Lebensmittel, wie Parmesan oder getrocknete Salami. Auch bei Gemüsesorten mit fester Konsistenz (Knollensellerie, Kohl oder Karotten) kann Schimmel großzügig weggeschnitten werden.   

Bei Blauschimmelkäsesorten, wie Gorgonzola oder Roquefort, kommt es zu einer gewollten Schimmelbildung. Dieser Edelschimmel unterscheidet sich im Aussehen aber vom Schimmel auf Tomaten, Brot und Co. Blauschimmelkäse weist eine bläu- bis grünliche Farbe auf. Der unerwünschte Schimmel kann zwar auch diese Farben annehmen, ist meist jedoch zusätzlich pelzig. Auch auf Schimmelkäse kann sich falscher Schimmel bilden. Wer sich nicht sicher ist, ob es sich um gewollten oder ungewollten Schimmel handelt, wirft den Käse letzten Endes vorsichtshalber weg.  

Um Schimmel auf Käse vorzubeugen, sollte zum einen ein sauberes Messer zum Schneiden verwendet und der Käse zum anderen luftdicht verpackt werden, da sich sonst Kondenswasser bildet und der Käse schneller schlecht wird. 

CARO

3. Grund: Falsche Planung


Zuhause in die Schränke schauen, Einkaufszettel schreiben und nichts vergessen!

Wer kennt es nicht, man steht im Supermarkt, vor prall gefüllten Regalen und weiß gar nicht so recht, was man eigentlich braucht. Doch schwuppdiwupp ist der Einkaufskorb beladen, der Überblick verloren und ein Schälchen Kirschen als Sahnehäubchen noch schnell auf dem Lebensmittelberg platziert. Am Ausgang wird dann verwundert auf all die Lebensmittel geblickt, die über das Kassenband laufen. Der Geldbeutel ist um einiges leichter und das Transportmittel nach Hause dafür um einiges schwerer. Zuhause, beim Einräumen, wird die neu erworbene Dose Mais neben die zwei anderen vergessenen Dosen Mais gestellt und sich eingeredet, dass aller guten Dinge drei oder vier oder auch fünf seien. Die schrumpelig, rumkullernden Äpfel in der Obstschale kriegen knackigen Nachwuchs und beim Versuch ein frisches Brot in die Untiefen des Brotkastens zu quetschen, werden noch ein paar altbackene Sonntagsbrötchen vom Brunch von vorvorletzte Woche entdeckt.  

Einkaufen und Verräumen kann ganz schön anstrengend sein. Ein kleines Nickerchen auf dem Sofa ist sicherlich wohl verdient. Aber Moment mal, wo ist denn eigentlich das Kilo Mehl? Deswegen hat man doch extra die eigenen vier Wände verlassen und sich ins Lebensmittellabyrinth gestürzt – so ein Pech, manchmal wird eben das Mehl vor lauter Lebensmitteln nicht gesehen.  

Damit ein solches Szenario nicht zur Gewohnheit wird, gibt es einen kleinen, aber feinen Trick, der den Überblick im Lebensmittelchaos, beim Einkauf und auch Zuhause garantiert:

der Einkaufszettel…

Er mag einfach klingen und das ist er im Grunde auch. Durch den Einkaufszettel wird zunächst Zuhause nachgeschaut, was sich noch alles im Regal versteckt und Vermisstes aufgeschrieben. So werden bewusst Haushaltsbestände immer wieder überprüft, benötigte Mengen können ebenfalls im Vorhinein aufgeschrieben werden und es wird sichergegangen, dass dieses Mal auch das Mehl den Weg nach Hause findet.  

Der Einkaufszettel ist wohl die sicherste Methode einen Supermarkt zu betreten. Es kann gezielter eingekauft werden. Man ist den bunt funkelnden Verpackungen und überzeugenden Werbesprüchen nicht mehr schutzlos ausgeliefert. Eine solche Planung hilft, den Einkaufskorb weniger schnell zu füllen, sich nicht im Nirwana der Lebensmittel zu verlieren und am Ende zu denken, man müsse sich freikaufen.  

Dabei kann der Einkaufszettels etwas altmodisch, von Hand geschrieben oder moderner, als Notiz auf dem Handy getippt werden.  

Zudem gibt es zahlreiche Smartphone-Apps mit den verschiedensten Features. Die einen ermöglichen das Schreiben eines Einkaufszettels per Spracheingabe, andere per Barcode-Scanner, wieder andere lassen beliebig vielen Personen auf unterschiedlichen Geräten an ein und derselben Einkaufsliste gleichzeitig arbeiten.  

Egal ob digital oder print, solang am Ende alles Benötigte festgehalten ist, der Einkaufszettel im Laden gezückt wird und einzelnen Lebensmittel abgehakt oder durchgestrichen werden können, erfüllt er garantiert seinen Sinn und Zweck. 

3. Grund: Geschmack 


Der Geschmack ändert sich mit der Zeit – immer mal wieder Dinge probieren, vielleicht schmeckt es dir dann! Kochpraxis weiter ausbauen, nachwürzen und kreativ werden. Neue Kombinationen testen.

Die einen genießen es, als sei es Festschmaus, während die anderen schon beim bloßen Anblick über alle Berge sind. Von der Liebe zu Spaghetti Bolognese bis hin zum Hirsebratling als Favorit – das Gusto jedes Einzelnen könnte unterschiedlicher nicht sein. Und das ist auch gut so, Geschmäcker sind nun mal verschieden.

Die Geschmacksknospen: 

Ob etwas schmeckt, ist abhängig von den Geschmacksknospen im Mund. Diese können zwischen bitter, süß, salzig, sauer und umami (=würzig) unterschieden. Oft werden süße Speisen bevorzugt gegessen. Das ist genetisch bedingt, denn das Süße gilt als sogenannten „Sicherheitsgeschmack der Evolution“. Ein Säugling hat eine angeborene Präferenz für Süßgeschmack und eine Aversion gegen Salziges, Bitteres und Saures.  

Das Essverhalten: 

Vorlieben für bestimmte Geschmacksrichtungen werden auch durch ein vorgelebtes Essverhalten zum Beispiel in der Familie bestimmt. Was früh auf den Alltagstisch kommt, hat später gute Chancen gern gegessen zu werden. Damit eine Vorliebe für bestimmte Speisen und Lebensmittel entsteht, müssen diese wiederholt gegessen werden. „Liking by tasting“ wird diese Geschmacksentwicklung genannt. Bewusste, sowie auch unbewusste Verhaltensweise von Eltern wirken sich so auf das Essverhalten ihrer Kinder aus. 

Der emotionale Geschmack: 

Zusätzlich wird Geschmack emotional beurteilt. Lebensmittel und Speisen werden mit unterschiedlichen Gefühlen und Situationen verbunden. Wenn am Weihnachtsabend die Gans im Ofen schmort oder an Silvester der Käseduft des Raclettes bis zur Haustür reicht, wird Geschmack mit Situation und Gefühl verbunden.   

Man sollte Essen nicht runter würgen müssen, wenn man es nicht mag. Es ist aber so, dass sich der Geschmacksinn im Laufe der Zeit verändert. Jeder kennt es wahrscheinlich, dass man als Kind viel weniger mochte als jetzt als Erwachsener. An manches Essen muss sich erst herangetastet werden, bis es schmeckt.  

CARO

Das Ausprobieren: 

Es hilft sich mehr mit Lebensmitteln auseinander zu setzen, zum Beispiel durch das Erlernen von Kochpraxis. Denn wer besser kocht, weiß wie mit Lebensmitteln umzugehen ist, um sie schmackhaft zu machen. Lebensmittel können in verschiedenen Zuständen (wie roh oder gar) und Kombinationen (wie süß mit sauer) getestet werden. Rohe Karotten in einem süßlichen Apfel-Karotten-Salat verglichen mit gebratenen Karotten in einer herzhaften Gemüselasagne schmecken wie Tag und Nacht.  

Eine weitere Möglichkeit sich ungern gegessenen Lebensmitteln zu nähern, ist sie mit einer gern gegessenen Komponente zu kombinieren. Käsefans können sich beim Überbacken austoben, Suppentöpfe freuen sich, wenn die Kellen geschwungen werden und eingedipped schmeckt alles nur noch halb so wild. Findet das Essen dann noch in guter Gesellschaft und fröhlicher Atmosphäre statt, wird es bald neue Lieblingsrezepte regnen.   

Lebensmittel immer wieder (neu) auszuprobieren ist das Entscheidende, um beim Thema Geschmack der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken.  

4. Grund: Lagerung


Temperaturzonen im Kühlschrank beachten: Oben warm und unten kalt. Fleisch, Wurst und Fisch nach unten, Milchprodukte in die Mitte und Reste, Soßen und weiteres nach oben. In die Tür können Getränke, Butter und die Eier nach oben. Obst und Gemüse ins Gemüsefach. Äpfel nicht mit anderem Obst gemeinsam lagern.

An der Reduzierung der Lebensmittelverschwendung mitzuwirken bedeutet jedoch keinesfalls immer und jederzeit beispielloszu handeln. Im Gegenteil! Ziel ist es, zu versuchen soviel und so oft es geht etwas gegen das Wegwerfen von Lebensmittel zu unternehmen, auch wenn oder gerade weil es nicht immer gelingt. Perfektion ist nicht das Wesentliche, viel mehr anzufangen Gewohnheiten zu hinterfragen und mehr Bewusstsein für Lebensmittel zu schaffen.

„Wir brauchen nicht eine Handvoll Leute, die perfekt nachhaltig leben. Wir brauchen Millionen vonMenschen, die unperfekt nachhaltig leben“,

bekräftigt die kanadische Bloggerin Anne Marie Bonneau
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